Die Brücke / Bridge

Banjo spielen
Unterschiedliche Modelle mit und ohne Kompensation.
Verschiedene Gewichte und Hölzer.
Hergestellt oder erworben vom Autor.

Schallloch oder Brücke ... wer macht die Musik?

Die meisten Streichinstrumente haben beides! Also Augen auf bei der Wahl der Instrumente.

Sicher ist dir die Wirkungsweise der Brücke am Banjo bekannt. Falls nicht, hier ist noch einmal ein kurzer Überblick.

Beim Schallloch, zum Beispiel bei der Gitarre, wird die mechanische Schwingung der Saite mithilfe der Luft über dem Schallloch in den Resonanzkörper übertragen. Deswegen ist es wichtig, die Saiten über dem Loch flach zu halten. Ganz anders funktioniert es beim Banjo. Die Brücke überträgt die Schwingung der Saite direkt auf die Membran und den Resonanzkörper.

Während der Steg der Gitarre eher eine haltende Funktion hat (die Saiten werden am Steg der Gitarre befestigt), wird die Brücke beim Banjo nicht gezogen, sondern durch die Saiten nach unten gedrückt. Bild B1.

Jetzt schwing es.

Banjo spielen
B1
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B2 schematische
Darstellung einer schwingenden Brücke.
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Übertragung der Schwingung, schematisch dargestellt.
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B3 Schattentest. Die G-Seite schafft es
gerade so auf das rechte Füßchen. (String Nr.3)
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Der ideale Winkel liegt bei ca. 11 Grad.

Streichinstrumente und das Banjo haben eine Gemeinsamkeit: Die Saiten schwingen parallel zum Körper. Gezupfte Saiten treffen eher senkrecht auf das Instrument, während mit einem Bogen gestrichene oder angeschlagene Saiten meistens parallel zum Instrument schwingen.

Auf dem Bild B1 versuche ich, diese Schwingung und die damit verbundene Bewegung der Brücke stark übertrieben darzustellen.

Stelle dir vor, wie Charlie Chaplin davon läuft und sein Stöckchen schwingt. So must du dir die Bewegung der Beinchen mit den beiden Füßen vorstellen. Die beiden Füßchen dienen nicht nur der Verteilung vom Druck, sonder übertragen auch die Schwingung.

Auf dem Bild B3 ist ein Schattentest abgebildet. Schafft es die G-Seite auf keines der Füßchen, ist auch die Übertragung der Schwingung vermindert.

Verschiedene Hersteller und verschiedene Höhen.

Grover Bridge 5 string
Höhe: 12,7 mm (0,5" oder 1/2")
Höhe: 15,875 mm (5/8" oder 0,625'')

Harley Benton Bridge 5 string
*Höhe: 16,24 mm (0,639'')

Jaroslav Prucha Bridge 5 string
Höhe: 15,875 mm (5/8" oder 0,625'')
*Höhe: 17,463 mm (11/16")

GEWA sehr barocke Form
Höhe: 16,00 mm
Großer Seitenabstand!

Was lässt sich aus dieser sagenhaften Erkenntnis ableiten?

Ist mir egal... Ich kaufe meine Brücken im Laden.

Oder: Wenn die Brücke flach und niedrig ist, kann sie nicht gut hin und her wackeln und die Energie wird seitlich abgebremst. Ist sie dagegen schön hoch, drücken die Beinchen rechts und links ordentlich auf das Instrument. Bei Instrumenten mit mehr als vier Saiten reichen zwei Beinchen nicht aus, insbesondere nicht beim Scruggs style. Die G-Seite benötigt, und selbst damit ist sie nicht immer zufrieden, ein extra Bein.

Auch der Knickwinkel der Seite ist für die Schwingungsübertragung von größerer Bedeutung. Ideal ist ein Winkel von 11 Grad. Das heißt aber nicht, dass es sich dabei immer um 11 Grad handeln muss. 11 Grad ist der optimale Winkel für eine Schwingungsübertragung. Der Winkel wird aber noch von anderen Faktoren beeinflusst. So braucht meine 5. Seite eher einen größeren Winkel. Wer sich eingehender mit diesem Thema beschäftigen möchte, dem empfehle ich Euphonics "The science of musical instruments" ISSN 2977-5612 von Jim Woodhouse.

 

* Ich bevorzuge die Benton Bridge mit 16,24 mm Höhe
und für mein Hatfield die 11/16".

Eine Brücke reparieren oder die Höhe einer Brücke einstellen.

Was wird benötigt:

  1. Ebenholz Gewicht ca. 1200kg je m³ z.B. bei: Edelholzverkauf
  2. Sekundenkleber flüssig.
  3. Eine scharfkantige, dreieckige Schlüsselfeile oder ein Cuttermesser zum Einkerben.
  4. Ein Messschieber zum Bestimmen der Höhe.
  5. Schleifpapier, am besten einen Bandschleifer.

Und so wird es gemacht: Kaufe eine 3-Euro-Brücke und schleife die Ebenholzauflage bis zum Ahorn ab. Bitte einen Tischler, dir aus dem gekauften Ebenholz Streifen mit ca. 8x8 mm zu sägen. Ich benutze dafür die Proxxon Modellbau Tischkreissäge KS 230. Klebe nun den neuen Ebenholzstreifen mit Sekundenkleber an die dafür vorgesehene Stelle und schleife ihn in die ursprüngliche Form.

Wichtig ist, dass die Höhe nur durch das Abschleifen des Ebenholzes bestimmt wird. Schleife niemals die Beine kürzer.

Wenn dein Banjo gut eingestellt ist, kannst du die neue Brücke vor die alte stellen und durch leichtes Vor- und Zurückschieben die Position der Saiten übertragen. Sei beim Einkerben vorsichtig. Lieber zu wenig als zu viel. Die Tiefe der Kerbe entspricht dem Durchmesser der Saite. Ich schreibe bewusst "Kerbe" und nicht "Nut". Bei einer zu breiten Nut besteht die Möglichkeit, dass die Saite nicht rechts und links vom Holz gehalten wird. Liegt die Saite nur einseitig in der Nut an, ist der Klang beeinträchtigt. Dann hilft tatsächlich TESA. Einen winzigen, schmalen Streifen um die Saite legen, und der beidseitige Kontakt ist wiederhergestellt.

Aus zwei mach eins oder selber bauen lohnt sich.

Banjo spielen
Aus zwei mach eins.
Banjo spielen
Brücke mit Kompensation.
Links oben ist die zweite
Brücke noch zu sehen.

Bei der bekannten Firma Thomann gibt es zwei Brücken: eine mit Logo für 11 Euro und eine ohne Logo für 2,90 Euro. Ich habe einige gekauft und ausprobiert.

Ich habe auch noch andere Brücken ausprobiert, aber das Ergebnis war immer das gleiche. Jedes Banjo hat seine eigene Brücke. Das hat viel mit den eigenen Hörgewohnheiten zu tun und erst an zweiter Stelle mit der Klangqualität. Es lohnt sich, viele Hersteller auszuprobieren oder selbst Brücken umzubauen oder herzustellen. Bei all dem Tüfteln und Basteln steigert ein selbst repariertes oder verändertes Instrument die Spielfreude um ein Vielfaches.