ARCADIA by Alison Krauss & Union Station
"Die Geschichten der Vergangenheit werden in dieser Musik erzählt. Es ist diese ganze Idee von 'in den guten alten Zeiten, als die Zeiten schlecht waren'. Es gibt so viel Mut und Tapferkeit und Loyalität und Träume, von Familie und Themen der menschlichen Existenz, die auf eine bestimmte Weise erzählt wurden, als unsere Großeltern noch lebten. Jemand hat mich gefragt: 'Wie singen Sie diese tragischen Lieder? Ich muss es tun. Es ist eine Berufung. Ich fühle mich privilegiert, ein Bote der Geschichte eines anderen Menschen zu sein. Und ich möchte hören, was passiert ist." - Zitat: Alison Krauss
Playlist:
↗ Alison Krauss & Union Station - Arcadia (ALBUM 2025)Am 28. März wurde das aktuelle Album der ehemaligen Bluegrass-Königin Alison Krauss veröffentlicht (wir berichteten kurz). „Arcadia“ ist der erste Longplayer der Sängerin und Fiddlerin mit ihrer Band Union Station seit 2011. Und es fängt dort an, wo man mit „Paper Airplane“ vor 14 Jahren aufgehört hat: ruhige, fast sphärische Klänge, welche die engelsgleiche Stimme der 27-fachen Grammy-Gewinnerin perfekt zum Tagen bringen. Dobro-As Jerry Douglas ist dafür mit seinem sensiblen Spiel die tragende Figur. Traditioneller Bluegrass der alten Schule ist auf „Arcadia“ nur sparsam zu hören; die Bürgerkriegsballade „Richmond On The James“ sowie das Banjo-getriebene „Snow“ sind Ausnahmen. Mit Robert Lee Castleman und Bruder Viktor Krauss griff die Meisterin auch auf bewährte Songschreiber der oft melancholischen Balladen zurück.
Eine bedeutende Veränderung gibt es dennoch. Der bewährte Mit-Frontmann der Krauss-Band, Dan Tyminski ist nicht mehr dabei. Seit dem Erfolg des „O Brother Where Art Thou?“-Soundtracks mit Tyminski als tragender Gesangsstimme erlebte dieser einen immensen Popularitätsschub, der später dazu führte, dass Tyminski eine eigene Band aufbaute, mit der er sehr erfolgreich unterwegs ist. In Planung einer Reaktivierung der Union Station, verbunden mit einer halbjährigen Mammut-Tournee durch die Vereinigten Staaten (von April bis September) und einer CD-Veröffentlichung führte man mit Russell Moore im Dezember 2024 intensive Gespräche. Gitarrist und Sänger Moore hatte mit Jerry Douglas einige Gigs als Ersatzmann bei der erfolgreichen Retro-Band Earls Of Leicester als Mandolinist gespielt. Und selbst ist Russell Moore auch Bandleader einer inzwischen legendären Truppe, Third Tyme Out. Mit der Band konnte Moore ebenso zahlreiche Preise gewinnen wie solistisch als Sänger des Unternehmens. Den Vergleich mit Dan Tyminski als IBMA-Sänger des Jahres führt Russell Moore mit 6:4 Gewinnen an. Moore hatte zuvor bei der lokalen, relativ unbekannten Band Southern Connection gespielt. Dort hatte ihn Doyle Lawson entdeckt und am 11.5.1985 für seine zweite Quicksilver-Besetzung rekrutiert. Nach acht Alben verließ Russell Moore gemeinsam mit zwei weiteren ex-Lawson-Leuten die Band und gründete das Unternehmen Third Tyme Out. Ab 1991 nahm man mehr als ein Dutzend hervorragender Alben auf, welche die Schule Doyle Lawsons wahrten, aber auch modernere Einflüsse zeigten.
Inzwischen ist Moore einziges Original-Mitglied der Third Tyme Out. Der heutige alleinige Lead-Sänger der Band setzte inzwischen auch seinen Namen vor den Bandnamen. Der Chef hat das Sagen – für das Gastspiel bei Alison Krauss wurde sogar über den Third Tyme Out-Account in den sozialen Medien Werbung gemacht. Eine Frage war und ist, wie sich Russell mit seiner sonoren Stimme in den Sound des Unternehmens AKUS einfügt. Vier der zehn Nummern des aktuellen Albums durfte Russell Moore singen, soviel wurde Tyminski kaum zugestanden. Und Russell vermag es mit seiner Erfahrung Alison Krauss als Bariton-Harmoniestimme nicht zu vordergründig sehr dienlich zu sein. Das alte Vokalsound-Konzept stimmt wieder perfekt. Live auf Tour spielt Moore zudem Gitarre, für die Studioaufnahmen ließ man ihn allerdings nicht ans Instrument. Da holte man Dan Tyminski, der neben der Gitarre auch Mandoline einspielte zurück. Und ein anderes ehemaliges AKUS-Mitglied, Adam Steffey, ist auf zwei Songs mit der Mandoline wieder zu hören. Das aktuelle Alison-Krauss-Album knüpft an die erfolgreichen Veröffentlichungen der vergangenen Jahre an. Und vielleicht knüpft man später noch einige Termine in Übersee an die AKUS-Tour an. Die letzten Konzerte der Band in Rudolstadt und in Okriftel bei Frankfurt liegen lange zurück.
M. Wildner






